"Inspirations of the Day" shows a subjective collection: music, texts, exhibitions, works of visual art I discover during my working day.
_Terre Thaemlitz – Tranquilizer [24.09.2024]
Via comatonse: “A double-CD commemorating the thirtieth anniversary of Terre Thaemlitz’ first full-length album, Tranquilizer. Originally a single-CD release on the New York imprint Instinct Ambient in 1994, this “Restored & Expanded Edition” is well over two hours long and features previously unreleased bonus tracks, rarities, and perhaps most important of all: the notably missing title track “Tranquilizer” itself. Self-released on Comatonse Recordings with custom packaging hand assembled by Terre herself, the package includes two CDs in an archival vinyl pouch with two double-sided insert cards (100mm x 100mm), phonograph style anti-static inner sleeves, and 4×4 panel poster insert printed on newsprint (472mm x 472mm).
_bell hooks - "The Will to Change. Men, Masculinity, and Love", 2004 [17.12.2023]
Via Suhrkamp: “Männer können nicht lieben, wenn ihnen die Kunst zu lieben nicht beigebracht wurde. Es ist nicht wahr, dass Männer sich nicht ändern wollen. Wahr ist, dass viele Männer Angst vor Veränderung haben. Um lieben zu können, müssen Männer imstande sein, sich von ihrem Wunsch zu verabschieden, andere zu beherrschen.” – bell hooks
_The voice of the natural world - Bernie Krause [23-04-2023]
Via TEDBlog: “Bernie Krause […] talks about soundscapes, the unique sound signatures he says are the foundation of every habitat, if only you know what you’re listening for. He certainly knows; the sound engineer has been recording in the wild for the past 45 years. “There was a time when I considered natural soundscapes to be a worthless artifact,” he acknowledges. “Well, I was wrong. What I learned from these encounters was that careful listening gives us incredibly useful tools by which to evaluate the health of a habitat across the entire spectrum of life.”
_Bruce Nauman - Mapping the Studio [25.02.2023]
Via Kunstforum: “Auslöser für diese Arbeit waren Mäuse. Im Haus und im Atelier hatten wir diesen Sommer eine wahre Feldmaus-Plage. Es waren so viele, dass es schließlich selbst der Katze reichte. Ich saß im Atelier und war frustriert, weil mir nichts Neues einfiel, bis ich beschloss, mit dem zu arbeiten, was ich hatte. Das waren die Katze und die Mäuse. Außerdem hatte ich eine Videokamera mit Infrarot-Funktion im Atelier. Diese habe ich nachts aufgestellt und laufen lassen, als ich nicht da war, um zu sehen, was passiert.[…] „Fat Chance“ („Fette Beute“ – ein interessanter Ausdruck, wie ich finde – ist Teil meiner Antwort auf eine Einladung zu einer Ausstellungsbeteiligung. Anthony d’Offay plante damals eine Ausstellung mit John Cage’s Partituren, die oft wunderschön sind. Darüber hinaus wollte er Werke von Künstlern zeigen, die sich entweder für Cage interessieren oder von ihm beeinflussen ließen. Deshalb bat er mich, etwas Entsprechendes zu schicken. Cage hatte großen Einfluss auf mich, vor allem seine Schriften. Also schickte ich d’Offay ein Fax, auf dem stand: FAT CHANCE JOHN CAGE. D’Offay hielt es für eine Absage, aber für mich war es das Werk.” – Bruce Nauman
Via Electronic Arts Intermix: “In this double work, abstractions of light travel across and into the sounds and space created by artist and composer John Cage. While intended as a unified work, the piece must also be considered as a joining of two discrete works, each of which stands on its own. One11 is a composition “for solo camera man.” Cage writes: “One11 is a film without subject. There is light but no persons, no things, no ideas about repetition and variation. It is meaningless activity which is nonetheless communicative, like light itself, escaping our attention as communication because it has no content to restrict its transforming and informing power.” Of 103, Cage writes: “103 is an orchestral work. It is divided into seventeen parts. The lengths of the seventeen parts are the same for all the strings and the percussion. The woodwinds and the brass follow another plan… Following chance operations, the number of wind instruments changes for each of the seventeen parts.” When these two works are played together, the title becomes One11 and 103. (The 11 must be written as superscript, and the full title must be italicized.) The piece was premiered in this manner in 1992 at the Cologne Philharmonie, by the Radio and Symphony Orchestra of the WDR. This video version was supervised by Cage.”
john cage, paris 1981 _Die Dinge – Georges Perec, 1965 [17.10.2022]
Via diaphanes: “Quasi über Nacht berühmt wurde Georges Perec mit diesem 1965 erschienenen Werk, für das er den renommierten Prix Renaudot erhielt und das sich 50 Jahre nach der Erstausgabe als aktueller denn je erweist. Perec beschreibt in diesem schmalen Buch das Leben des jungen Paares Jérôme und Sylvie als ganz und gar von Dingen bestimmt, die sie besitzen oder besitzen wollen und denen sie alle ihre menschlichen Beziehungen unterordnen. Beide haben ihr Studium aufgegeben und betreiben nun mit Versatzstücken aus Psychologie und Soziologie Marktanalysen für eben jene Konsumindustrie, deren exemplarische Zielgruppe sie bilden. Getrieben von der Frage, auf welche Art jenes den anderen offenbar so reichlich zur Verfügung stehende Geld zu beschaffen sei, verlieren sie sich immer tiefer in den »Gefängnissen des Überflusses«, nicht ohne jedoch einen Ausbruch zu wagen…”
Vielen Dank an Elsa Weiland und Rahel Stange für die Empfehlung!
Der französische Schriftsteller Georges Perec (1936-1982) (AFP)
_Janet Cardiff & George Bures Miller [18.08.2022]
Via Kunstforum: “Museen sind manchmal Fluchträume. Festungen der Fantasie, die uns geistig beflügeln, indem sie unsere Sinne gefangen nehmen. Man kann es auch Immersion nennen, was das völlige Eintauchen und Versinken in eine andere Realität meint. Noch etwas elaborierter, in eine Mixed-Reality wie sie das kanadische Künstlerduo Janet Cardiff & George Bures Miller konzipiert. Seit Jahren ziehen uns die beiden mit den kunstvollen Verwebungen verschiedener Realitätssphären ihrer immersiven Installationen und szenografierten Räumen in szenische Wahrnehmungs- und Erfahrungswelten, welche für die BesucherInnen zum singulären Erlebnis werden. Etwa in ihrem jüngsten Environment „Escape Room“ (2021), das nun nach der Pandemie anlässlich der Sonderausstellung für die Wilhelm-Lehmbruck-Preisträger im Lehmbruck Museum in Duisburg seine Europa-Premiere feiern konnte. Die interaktive Mixed-Media-Installation mit ihren handgefertigten Miniaturmodellen, versteckten Lichtquellen, Bewegungssensoren, Geräuschen und Klängen zieht mit einem non-linearen audio-visuellen Storytelling völlig in den Bann, was vor allem auch an der einzigartig suggestiven Erzählstimme von Janet Cardiff liegt. Die raumgreifenden Mixed-Media-Installationen sind darauf hin entwickelt, vom Publikum direkt in situ erlebt zu werden. Darin ähneln sie Theateraufführungen und der Performancekunst.” von Pamela C. Scorzin (aus Band 283, S. 363 – 364)
Via ze.tt:”Wie kann unsere Welt gerechter werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich Emilia Roig in ihrem neuen Buch “Why We Matter“. Die Politologin und Aktivistin analysiert darin unterschiedliche Formen von Unterdrückung. Auch anhand ihrer persönlichen Erfahrungen erklärt sie, wie Sexismus, Rassismus, Klassismus und Queerfeindlichkeit ineinandergreifen […] ze.tt:Im Buch erklärst du, wie verschiedene Formen der Unterdrückung, zum Beispiel Sexismus und Rassismus, ineinandergreifen und die soziale Hierarchie unserer Welt prägen. Warum reicht es nicht, sich eine Form isoliert anzuschauen? Emilia Roig: Die Formen der Unterdrückung bauen aufeinander auf, sie brauchen einander, um zu existieren. Wenn wir nur eine bekämpfen, laufen wir Gefahr, eine andere zu verstärken. Wollen Feminist*innen das Patriarchat absetzen, müssen sie gleichzeitig auch den Rassismus in unserer Gesellschaft angehen. Sonst kann es schnell passieren, dass der Feminismus von Rassist*innen instrumentalisiert wird. Das Patriarchat wird dann beispielsweise zum Islam umgedeutet und muslimische Männer als per se sexistisch stigmatisiert. Die AfD versucht das immer wieder. Anstatt gesamtgesellschaftliche Strukturen zu kritisieren, wird antimuslimischer Rassismus verbreitet.” – Celia Parbey
Last week I visit with friends the opera in cologne and I was totally exited by the complexity of the film opera “Upload” by Michel van der Aa.
Via New York Times: “This work would seem to contain more than it possibly could in its 85 minutes: a tutorial-like explanation of how a clinic offers immortality by backing up consciousness to the cloud, one man’s journey through that process and his daughter’s conflicted response as he returns to her — no longer alive but, well, not dead. Throughout, the score shifts among electronic and acoustic sounds, just as the production moves between — and occasionally collides — live performance, prerecorded scenes and motion-capture technology.[…]”
Via Schott: “Mit Blick auf die Ereignisse jüngster Vergangenheit – insbesondere in Japan – erhält Herbert Eimerts Stück „Epitaph für Aikichi Kuboyama“ heute wieder traurige Aktualität: Als 1954 die erste Wasserstoffbombe, die sogenannte Bikini-Bombe, im Südpazifik versuchsweise explodierte, befand sich der japanische Fischkutter Fikuryumara etwa 130 km vom Sprengzentrum entfernt. Die betroffenen Fischer wurden monatelang ärztlich behandelt; nach fünf Monaten ging der Fischer Aikichi Kuboyama an der radioaktiven Vergiftung zugrunde und wurde zum ersten Fernopfer des Atomzeitalters. Die gedichtartige Grabinschrift für Kuboyama, genauer: das aus der deutsch gesprochenen Inschrift gewonnene Klangmaterial, bildet die Grundlage der vorliegenden Tonbandkomposition: „Von allen Klangspektren, die es gibt, ist das des gesprochenen Wortes nicht nur das reichste und komplexeste, sondern ohne Zweifel auch dasjenige, das den elektronischen Klangfarben am nächsten steht.“ (Eimert) Unter Verwendung elektronischer Mittel wie Lautsprecher, Magnetophon, Verstärker und Filter bleibt der Strom des gesprochenen Wortes unterirdisch immer vorhanden, als ob der Text der Grabinschrift in immer neuen Klangformen, Umformungen und Umstellungen am Ohr des Hörers vorbeiziehen würde.”
_Emmanuelle Parrenin.Detlef Weinrich [01.03.2022]
Via Versatile Records: “Imagine Prometheus, the thief of fire, the father of civilisation, had been spellbound by the sirens chanting and never felt pain, when the eagle bit his liver. Total enchantment, created by sound to overcome the pain of existence. A sound, styled by the ideal harmony of body and soul. And yet, the pain is still there, hidden between the notes, driving a romantic vision of salvation. If Prometheus could have translated his fictitious epiphany into singing, it might sound like Ghédalia Tazartès’s chanting in “White Layers Over Black Paper”, one of the eight snake dance tracks-not-tracks by German producer Detlef Weinrich aka Tolouse Low Trax and French singer, hurdy-gurdy, spinet and harp player Emmanuelle Parrenin. During some days of intimate plays in Paris they created “Jours de Grève”, a bouquet of music full of mirrors, eyes, statues, secret doors, rooms, and blood. With the offhanded help by friends and like-minded souls like Versatile aura mystic Gilbert Cohen, French avant-garde saxophone player Quentin Rollet and his fellow countryman, experimental voice artist Ghédalia Tazartès, they transformed in Cohen’s studio impulsive emotions into a kind of medieval cult sound that dances with tribal dub layers in search for a higher ground.”
_Peter Roehr [25.02.2022]
Via Tate Gallery of Modern Art: “The twenty-two short films that constitute Peter Roehr’s Film-Montages I–III 1965 are repeated sequences taken from television spots. Both the sequences of images and their accompanying soundtracks are repeated about ten times, with the effect of a skipping record. Lights in a car tunnel, views of skyscrapers, cars passing by, a woman flicking her hair, two men wrestling: all of the brief excerpts, when repeated, acquire a self-referential dimension. At first the clip is clearly anchored in a specific context, such as that of an advertisement, but its repetition creates a distancing effect from the original image, which no longer refers to an external reality. The images lose their referential and representational power, each sequence referring to the one before, creating at the same time anticipation in the viewer’s mind and an effect of difference among sameness. Similarly, the Sound Montages I+III 1966 are repeated sequences of audio clips taken from German and American advertisements.”
Thanks Sarah Szczesny for recommendation!
_Modular Organ @ CTM-Festival [1.2.2022]
Via CTM: “Existing in the liminal space between installation, environment, performance and concert, »Modular Organ System« is a multi-part instrument built from numerous sound generating objects that can be controlled by computer. Using established and novel construction methods as well as traditional and unconventional materials such as ceramic, wood, and plastic, the system was created through collaborations between visual artists, organ builders, technologists and artisans.[…]”
Foto: Phillip Sollmann _Monophonie [9.12.2021]
Via Ensemble Musikfabrik: “Klubmusik? Neue Musik? Pop? Elektroakustische Avantgarde? Die Grenzen zwischen den musikalischen Genres und Traditionen – zwischen „high“ und „low“, aber auch: zwischen Tanzmusik, Klangkunst und Konzertmusik – sind in den letzten Jahren immer durchlässiger geworden; vielleicht könnte man sagen: die Verflüssigung und die Dezentrierung sind wesentliche Kennzeichen der aktuell avanciertesten Musik. Und zwar weit jenseits der älteren Klassik-trifft-Pop-Versuche der „Yellow Lounges“ und verwandten Formate, deren Produkte ja doch meist nur aus prätentiös-vulgärromantischem Kitsch bestanden. In der neuesten Generation elektronisch arbeitender Pop-Produzent*innen „trifft“ nichts mehr aufeinander, weil ihnen die Verschränkung der alten Gattungen je schon zur künstlerischen Arbeitsgrundlage geworden ist. Der Wechsel zwischen den Rollen und Institutionen ist für sie selbstverständlich, sie arbeiten als DJs, entwickeln Klanginstallationen in Kunstgalerien und geben Konzerte in klassischen Bühnenformaten.” – von Jens Balzer
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Unter den Protagonisten dieser neuen elektronisch-elektroakustischen Avantgarde ist Phillip Sollmann ein Pionier – und bis auf den heutigen Tag ein wandlungsreicher und eleganter Virtuose. Sollmann, der sich als DJ Efdemin nennt, hat sich für den abstrakten Minimalismus der Neuen Musik schon immer ebenso interessiert wie für die körperbewegenden Beats von Techno und House; die historischen Sedimente repetitiver Rhythmen gelangen in seiner Kunst gerade so zur Erscheinung wie die Materialität reinen Klangs. In dem „Monophonie“-Projekt, das er jetzt für das Ensemble Musikfabrik entwickelt hat, wird dieses stete Changieren der Sollmann’schen Kunst erstmals voll dialektisch ausformuliert – im historischen Bezug auf die Musik Harry Partchs, die sich als ihr „geheimes“ Vorbild ansehen lässt wie der neueren Pop-Avantgarde generell.[…]” – von Jens Balzer
_ All the sex I’ve ever had – Schauspielhaus Bochum [07.12.2021]
Via Schauspielhaus Bochum: “Six people aged 65 and above tell their stories: from the first time they fell in love through initial heartbreak, (un)planned pregnancies, thrilling affairs and changing sexual orientation to the death of a lover. One after another, year after year. The stories of this (post-)war generation, that grew up without sex education or the pill, at a time of both taboos and sexual revolution, when homosexuality was still a crime and no one had heard of AIDS, make up a social panorama of their age. In our own society that is fixated with youth, All the Sex I’ve Ever Had shifts the focus onto the oldest amongst us. This evening full of joy and tragedy shows what seniors are able to tell us and that ageing shows us how it is possible to make our way through the world openly, benevolently and fearlessly. This extraordinary evening featuring six local seniors has already been seen in sold-out theatres in cities across the world: in Austin, Glasgow, Helsinki, Ljubljana, Oldenburg, Portland, Prague, Taipei, Singapore, Vienna, at Sydney Opera House and in numerous other venues. Now this exciting journey through past decades is about to start in Bochum! “This beautiful and simple concept is another masterpiece by the Canadian theatre company Mammalian Diving Reflex. This is not mere confessional theatre: with sensitive handling these intimate experiences are woven together to create a broader history of our society. In doing so it becomes evident how tolerance has changed in our developing society and how our older generations have adjusted to it, rebelled against it and provoked it.” (Maxim Boon, The Music)”
Via Deutscher Filmpreis: “Die Welt hören wie nie zuvor! Wir tauchen ein in die Klangwelten des gefeierten britischen Musikers und Klangforschers Matthew Herbert. Während der Künstler mit seinen Kompositionen aus Umweltgeräuschen die Grenzen von Klassik und elektronischer Musik sprengt, fordert er sein Publikum auf, die Ohren für den Klang der Welt zu öffnen und ihre Wahrnehmung zu verändern. Es geht ihm nicht nur um das Hören von Qualität in der Musik, sondern auch um das bewusste Hören aller Klänge um uns herum. Er konfrontiert sein Publikum mit Soundprojekten, die auf sorgsam ausgewählten realen Geräuschen basieren. Herbert stößt dabei immer auch politisch brisante Themen an und geht gern dahin, wo es wehtut. Gleichzeitig tritt er dabei erfolgreich den Beweis an, dass Musik mit Substanz, mit einem Anliegen, auch sehr gut hörbar sein kann. Er gehört zu den spannendsten zeitgenössischen Künstlern unserer Zeit.”
_Franz Erhard Walther [18.09.2021]
Via documenta archiv: “Bereits in den frühen 1960er-Jahren hatte Franz Erhard Walther begonnen, Objekte aus Baumwollstoffen, Schaumstoff, Holz und anderen Materialien zu kreieren, die die Rezipient/innen „benutzen“ sollten, indem sie die Stoffe auffalten und/oder sich überstülpen, sich hineinlegen oder mit ihnen geometrische Formen bilden sollten. Es folgten Arbeiten, die er als „Schreit- und Standstücke“ konzipierte, um die Rezipient/innen in Prozesse einzubinden. Walther wandte sich damit gegen ein überkommenes Kunstverständnis, das „fertige“ Werke dauerhaft in Museen vorsieht, und formulierte stattdessen die Vorstellung einer immateriellen Kunst, der man partizipativ begegnet und die er mit „Handlung als Werkform“ bezeichnete.”
_I am sitting in a room [25.05.2021]
Via iamsittinginaroom:”I am sitting in a room is a sonic piece by Alvin Lucier which was first performed 1969. By recording spoken text in a room and playing back this recorded text in the same room while recording the playback again the resonance frequencies will get more dominant with each iteration.This website tries to make it possible to try out this experiment in your own environment, although transparent audio playback and capture equipment is advised as otherwise one will hear the characteristics of the equipment instead of the resonance frequencies of the room.”
Via Langen Foundation: “Mit der Ausstellung Kausalkonsequenz zeigt die Langen Foundation eine umfassende Einzelausstellung der Künstlerin Alicja Kwade, die zu den wichtigsten bildenden Künstlerinnen ihrer Generation gehört. In intensiver Auseinandersetzung mit der klaren und Kontinuität ausstrahlenden Architektur der Langen Foundation hat die in Berlin lebende Künstlerin für diesen besonderen Ort eine Ausstellung konzipiert, die bis in das weitläufige Gelände hinein wirkt und den Übergang zwischen Innen- und Außen betont. […] Die Arbeiten Alicja Kwades basieren auf Konzepten von Raum, Zeit, Wissenschaft und Philosophie.”
Photo: Hans Georg Esch _Samuel Beckett - Quadrat I + II [29.01.2021]
Via Medien Kunst Netz: “Dieses 1980 unter dem Titel »Square« geschriebene erste der minimalistischen, experimentellen Fernsehstücke, die Beckett in den 80er Jahren für den Süddeutschen Rundfunk realisierte, operiert mit dem seriellen Spiel eines Bewegungsmusters von vier Akteuren, das auch vier Soli, sechs Duos und vier Trios ermöglicht.[…] – Rudolf Frieling”
_Chiharu Shiota - I Hope @ KÖNIG GALERIE [10.01.2021]
Neue Ausstellung von Chiharu Shiota in der KÖNIG GALERIE: “[…]Unvergesslich hat sich ihr fulminanter Auftritt mit der raumausfüllenden Installation „The Key in the Hand“ im japanischen Pavillon auf der 56. Biennale in den venezianischen Giardini als einer der imponierendsten Beiträge tief in unser Gedächtnis eingeprägt. Er verhalf der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota, die nunmehr seit zwanzig Jahren in Berlin lebt, zum internationalen Durchbruch. Schon beim Eintreten stellte sich das starke Gefühl ein, es geht hier um etwas Wesentliches, allzu Wesentliches, das die ganze Menschheit ohne Ausnahme betrifft. Über uns ein Himmel, handgewebt aus leuchtendroten Wollfäden, an denen 180.000 Metallschlüssel von überallher wie zum Greifen nahe Sterne des Lebens schweben. Darunter zwei alte, auf Trägern wie Körper ruhende Holzboote, die, von der Abwesenheit des Menschen kündend, für immer aus der Zeit gefallen sind. Daraus steigen die zu spinnenartigen Netzwerken geknoteten Fäden zum Himmel empor. Sie verbinden nicht nur die Schlüssel miteinander. Auch die Erde wird da mit dem Universum vereint. Hier so dicht verwoben, dass das Rot sich verdunkelt und dort so locker verflochten, dass Licht von oben wie ein Symbol für die Hoffnung durchscheint, erinnern die mithilfe von Fäden gezeichneten Bewegungen des blutfarbenen Wolkengespinstes an auf den Kopf gestellte Wellen. Unwillkürlich erzeugen sie Assoziationen zu Meer und Wasser als Ursprung des Lebens. Neben den Booten über den Boden wie von Bäumen gefallenes Laub verstreut, liegen Schlüssel herum, als hätten deren Eigentümer mit diesen auch einen Teil ihres Lebens verloren. Von ihrer Form her lassen die Schlüssel, welche die Schwelle zwischen Drinnen und Draußen symbolisieren, an Silhouetten menschlicher Körper mit Kopf und Fuß denken. […]” Text: Heinz-Norbert Jocks
Chiharu Shiotai – I Hope 12 January – 28 February 2021 König Galerie Nave
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Diese Installation, die wie ein universelles Gedicht an die Dauer klingt, zeugt von einer wundersamen Stille, welche, die Schritte des Betrachters verlangsamend, diesen in eine meditative Stimmung der Reflexion über fundamentale Fragen der menschlichen Existenz, zwischen Geburt und Tod, versetzen. Wer sind wir? Woher kommen wir? Und: Wohin gehen wir? Kein Zweifel, dieser sanft unter die Haut gehenden Kunst, mit der die Performancekünstlerin an das Tor zum kollektiven Unbewussten klopft, geht die menschliche Existenz voraus. Alles, was Shiota mit liebender Zärtlichkeit und so poetisch wie in einem Traum zum Ausdruck bringt, beruht auf gelebte Erfahrungen. Leidvolle und schmerzhafte ebenso wie beglückende und hoffnungsvolle. Die tragischen Abstürze des Seins ins Nichts, das Erleben unvermeidlicher Endlichkeit sowie die unerträgliche Schwere bedrohlicher Schicksalsschläge, sind dabei ebenso Quelle wie das Schöne im Leben. Es ist, als arbeite sie an einer harmonischen Balance zwischen den extremen Seiten des Lebens. Nichts wird ausgeklammert, alles fließt mit ein und verleiht den sinnlich konzeptuellen Werken eine buchstäblich unsagbare Komplexität, bestehend aus individuellen und kollektiven Erinnerungen, die sich vor allem erfühlen und erspüren lassen.
So auch in der jüngsten Installation mit dem Titel „I Hope“, die letztendlich an die venezianische anknüpft. Wieder hat sie Boote, ihr gemäß Ableitungen aus zwei zu einer Schale aneinandergelegten Händen, die etwas weiterreichen wollen, als Ausgangspunkt gewählt. Doch diesmal stammen sie nicht aus der Realität genutzter Objekte. Stattdessen hat sie aus Linien wie fragile Skelette anmutende Metallkonstruktionen fabriziert, wodurch die Boote zu transparenten Körpern werden. Diesmal stehen sie auf keinem festen Grund. Vielmehr ist der Bug eines Schiffes ins Senkrechte gekippt. So, als höbe es zu einer langen Reise ins Unbekannte ab. Andere Schiffe sind bereits dem noch die Erde berührenden vorausgeeilt. Die Gegenwart erweist sich hier als Übergang zu einer noch unbestimmten Zukunft. Dass die ungewisse Fahrt als Metapher für das im Zickzack zwischen Hochs und Tiefs verlaufende Leben steht, von dem wir nicht wissen, wohin es uns führt, ist evident.
Anstelle der Schlüssel, aus denen Shiota wie eine Spurensucherin die facettenreichen Geschichten von Menschen herausliest, hat sie einen Haufen von 10.000 Briefen, gedruckt auf rotem Papier, die ihr von überall her zugeschickt wurden, an rote Fäden geheftet. Diesmal bilden diese keine spinnenartigen Labyrinthe. Wie Kordeln baumeln sie geradlinig von der hohen Decke in Richtung Boden. Auch hier wird deutlich, dass die Vorstellungswelt der Künstlerin, die eine individuelle Mythologie entwickelt, die mit den diversen Weltkulturen korrespondiert, die engen Grenzen des Bewusstseins transzendiert und sich ins Kosmische vorwagt.
Wie schon in Venedig, so verlegt sie mit den roten Fäden, die an Blutgefäße und damit an deren Kreislauf erinnern, das unsichtbare Innere des Menschen nach außen ins Sichtbare. Darüber hinaus dienen die Fäden der Vernetzung von Briefen, zu denen sie Menschen beinah aus der ganzen Welt mit der Bitte ermuntert hat, ihre Hoffnungen aufzuschreiben. Das Prinzip Hoffnung hat hier wider den undurchsichtigen Zeiten, in die wir durch die Pandemie von jetzt auf gleich katapultiert wurden, das Sagen. Mehr noch, dadurch, dass Menschen, stellvertretend für alle Länder und Kulturen, an dem Werk partizipieren, ist das Werk nicht mehr das eines Einzelnen, sondern eines temporären Weltkollektivs unterschiedlicher Individuen. Es ist, als läge der hinter all ihrem Tun verborgene Sinn ihrer Kunst der Wunsch nach einer Weltgemeinschaft zugrunde, die sich mehr durch Gemeinsamkeiten als durch Unterschiede auszeichnet. Alles in allem lässt sich Shiota als Existentialistin aus dem offenen Geist der Poesie bezeichnen.
Text: Heinz-Norbert Jocks
Chiharu Shiota wurde in Osaka, Japan (1972) geboren und lebt und arbeitet in Berlin.
Indem sie sich mit grundlegenden menschlichen Anliegen wie Leben, Tod und Beziehungen auseinandersetzt, erforscht Shiota die menschliche Existenz in verschiedenen Dimensionen, indem sie eine Existenz in der Abwesenheit schafft, sei es in ihren großformatigen Fadeninstallationen, die eine Vielzahl von Alltagsgegenständen und externen Erinnerungsstücken beinhalten, oder durch ihre Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien und Videos.
2008 erhielt sie den Art Encouragement Prize des japanischen Ministers für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie. Zu ihren Einzelausstellungen auf der ganzen Welt zählen unter anderem das Mori Art Museum, Tokio (2019); der Gropius Bau, Berlin (2019); die Art Gallery of South Australia (2018); der Yorkshire Sculpture Park, Großbritannien (2018); die Power Station of Art, Shanghai (2017); die K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2015); die Smithsonian Institution Arthur M. Sackler Gallery, Washington DC (2014); das Museum of Art, Kochi (2013) und das National Museum of Art, Osaka (2008). Sie hat auch an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, wie dem Oku-Noto International Art Festival (2017), der Sydney Biennale (2016), der Echigo-Tsumari Art Triennale (2009) und der Yokohama Triennale (2001). 2015 wurde Shiota ausgewählt, Japan auf der 56. Biennale von Venedig zu vertreten.
Photo: Fang Jie _ Jessica Ekomane - Multivocal [10.01.2021]
Via bandcamp: “Multivocal is a polyphonic maze that unfolds to both the body and the mind. A generative take on rhythm and spacial perception, it presents the same events in different configurations. The two pieces of the album, “Solid of Revolution” and “Never Odd or Even”, mirror each other with the same principle in different musical scales: steady pulses with one millisecond difference in tempo start beating together, then slowly phase organically and progress into ever-changing rhythmic patterns until they finally return to unison. Multivocal emphasizes shifts of attention in the listener’s experience and plays with the expectations that frame it. Originally conceived for quadraphonic sound, the pieces reveal the many different aspects and modes of perception that can arise within the same sequence of notes. In this way Multivocal is influenced by concepts of gestalt psychology such as multistable perception – a term describing ambiguous patterns that offer multiple interpretations at once. The minimalism and repetitive quality of the music also refers to trance-inducing and collective music practices, driven by the strong bodily affects induced through the use of rhythms. Those two compositions were recorded live during Ars Electronica 2018 at the occasion of the sleeping event « Sonatas for Sleep/less », curated by multimedia artist Shu Lea Cheang and cultural theorist Matthew Fuller.”
Via Wikipedia: “Concret PH (1958) ist eine Tonbandkomposition von Iannis Xenakis, entstanden für den Philips-Pavillon der Weltausstellung 1958 in Brüssel. – Dieses „Poème électronique“ genannte Gesamtkunstwerk aus Architektur, Licht, Film und Musik war von Le Corbusier entwickelt worden, Edgar Varèse komponierte die Tonbandmusik dazu, Xenakis war als Assistent von Le Corbusier Architekturbüro mit der Realisation beauftragt. In der etwa achtminütigen, automatisch ablaufende Show ertönte die Musik aus Hunderten von räumlich angeordneten Lautsprechern vor etwa 500 Zuschauern. Für die Zeit dazwischen, in der das Publikum das Gebäude verließ und neue Zuschauer hereinkamen, komponierte Xenakis Concret PH mit einer Dauer von zweieinhalb Minuten.”
Xenakis: „Beginne mit einem Klang aus vielen Partikeln, dann lass ihn unhörbar sich ändern, wachsen und sich entwickeln, bis ein vollkommen neuer Klang herauskommt… Dieser Ansatz war eine Trotzreaktion auf die übliche Art, mit konkreten Klängen zu arbeiten. Die meiste Musique concrète, die bis Concret PH produziert worden war, ist voller abrupter Änderungen und kontrastierender Teile ohne Übergänge. Dazu kam es, weil die verwendeten Originalaufnahmen aus einem Block von einer Art von Klang bestanden, dann einem Block von einer anderen, und nicht darüber hinauswiesen. Ich [aber] suche extrem reiche Klänge – viele hohe Obertöne, die andauern, aber mit ständiger Änderung und klanglicher Vielfalt. Daneben erforsche ich den Bereich extrem leiser Klänge, die ich hoch verstärke. Normalerweise nehme ich keine elektronische Veränderung des Originalklangs vor, weil ein Verfahren wie das Filtern den klanglichen Reichtum vermindert.“ – Xenakis im Programmheft und im Begleittext der Nonesuch-Aufnahme H-71246[1]
“Der du meine Wege mit mir gehst, Jede Laune meiner Wimper spürst, Meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst – Weißt du wohl, wie heiß du mich oft rührst?
Wenn ich tot bin, darfst du gar nicht trauern. Meine Liebe wird mich überdauern Und in fremden Kleidern dir begegnen Und dich segnen.
Lebe, lache gut! Mache deine Sache gut!”
Textquelle: Joachim Ringelnatz: “Überall ist Wunderland”
Bildquelle: picture-alliance/ dpa _Yoko Ono im Met - Zusammen träumen [09.11.2020]
Via Monopol: “Träumen kann man auch auf Abstand. Und da sich die New Yorker Künstlerin Yoko Ono schon immer mit der Gemeinschaft im Geiste beschäftigt, ist es passend, dass das Metropolitan Museum in New York nach fast sechs Monaten Schließzeit mit zwei Yoko-Ono-Bannern an der Fassade wiedereröffnet. “Dream” und “Together” steht in schwarzer Schrift auf den beiden weißen Flächen.”Wenn wir zusammen träumen, schaffen wir eine neue Realität”, sagt Yoko Ono über ihre neue Arbeit, die während des Corona-Lockdowns entstanden ist. “Die Welt leidet schrecklich, aber wir sind zusammen, auch wenn das manchmal schwer zu erkennen ist, und unserer einziger Weg durch diese Krise ist die Gemeinschaft.””
Bildquelle: Anna Marie Kellen / Courtesy Metropolitan Museum _Kali Melone - The Sacrificial Code [22.09.2020]
Via FACT: “Stockholm-based artist and organ tuner Kali Malone has debuted on iDEAL Recordings June 28. (2019) with a new album, The Sacrificial Code. The album sees Malone developing the experimental techniques she used to record last year’s magnificent Organ Dirges 2016 – 2017 (which we included in our list of the best albums of 2018), featuring a series of slow, emotive drone pieces for organ. Recorded using carefully placed close microphones, the compositions are presented without the big room reverberations usually associated with the instrument.”
_Concierto para el bioceno [24.06.2020]
Via br: “Das Konzert zur Wiedereröffnung der Oper “El Liceu” von Barcelona nach dem dreimonatigen Ausnahmezustand in Spanien dürfte in die Geschichte eingehen: Am 22. Juni spielte das Streicherquartett UceLi Quartet Puccinis “Crisantemi” vor vollem Haus. Nur waren diesmal keine Menschen, sondern 2.292 Topfplanzen im Saal. Die Idee zur der Performance “Concierto para el bioceno”, dem Konzert für das Biozän, kam dem 62-jährigen Künstler Eugenio Ampudia während der Zeit des Shutdowns, in der er eine neue Verbindung zur Natur aufgebaut habe. Die Pflanzen wurden anschließend an die Mitarbeiter*innen des Krankenhauses Hospital Clínic de Barcelona als Dankeschön für ihren Einsatz während der Krise verteilt.”
_zusammen Walden - ein Schwarmhörbuch [09.06.2020]
Via zusammen-walden: “An die 500 Menschen sind der Einladung des Westdeutschen Rundfunks (WDR) gefolgt, ZUSAMMEN zu WALDEN. Sie haben eine Seite von Thoreaus „Walden“ eingesprochen um Teil eines großen Ganzen zu werden. Aus dem vielstimmigen Material der Mitmachenden haben Andreas Ammer, Driftmachine und Acid Pauli ein Schwarmhörspiel realisiert, das Sie in Gänze oder in den 26 einzelnen Kapiteln hier anhören und herunterladen können.”
_weused.to - shared reflections on the COVID-19 pandemic [26.05.2020]
Via weused.to: “WeUsedTo is an invitation to share reflections on the COVID-19 pandemic experience. Feel free to explore, to share, and to add your own perspective. WeUsedTo is created by online participants and conceptualized by Studio Olafur Eliasson, Berlin (SOE), and Interacting Minds Centre, Aarhus University (IMC) with Alan Woo and Daniel Massey. It is part of the research collaboration Experimenting (www.eer.info/activities/we-used-to), Experiencing, Reflecting, funded by the Carlsberg Foundation.”
Brandt Brauer Frick im Gespräch mit TV Noir: „Die Idee für das Video basiert auf einem Konzept für ein Konzert, das wir in Zukunft so aufführen möchten. Alle zehn Musiker unseres Ensembles sind in verschiedenen Räumen verteilt und man kann als Zuschauer in die verschiedenen Ebenen der Musik eintauchen, aber auch das gesamte Spektrum aller Instrumente gleichzeitig erleben.“
_Max Frisch Fragebogen XI [24.03.2020]
Via Suhrkamp: “Max Frischs legendäre Sammlung von elf Fragebogen zu existentiellen Themen wie Freundschaft, Ehe, Heimat oder Humor wird hier in einer erweiterten Fassung vorgelegt: Hinzu kommen drei neue Fragebogen aus dem Nachlass von Max Frisch zu Moral, Alkohol und Technik. Auch diese ebenso erhellenden wie amüsanten Fragebogen laden durch die Intensität der Fragestellungen dazu ein, über sich selbst nachzudenken und mit anderen ins Gespräch zu kommen.”
“XI 1. Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr? 2. Was tun Sie dagegen? 3. Haben Sie keine Angst vor dem Tod (weil Sie materialistisch denken, weil Sie nicht materialistisch denken), aber Angst vor dem Sterben? 4. Möchten Sie unsterblich sein? 5. Haben Sie schon einmal gemeint, dass Sie sterben, und was ist Ihnen dabei eingefallen: a. was Sie hinterlassen? b.die Weltlage? c. eine Landschaft? d. dass alles eitel war? e. was ohne Sie nie zustandekommen wird? f. die Unordnung in den Schubladen? 6. Wovor haben Sie mehr Angst: dass Sie auf dem Totenbett jemand beschimpfen könnten, der es nicht verdient, oder dass Sie allen verzeihen, die es nicht verdienen? 7. Wenn wieder ein Bekannter gestorben ist: überrascht es Sie, wie selbstverständlich es Ihnen ist, dass die andern sterben? Und wenn nicht: haben Sie dann das Gefühl, dass er Ihnen etwas voraushat, oder fühlen Sie sich überlegen? 8. Möchten Sie wissen, wie Sterben ist? 9. Wenn Sie sich unter bestimmten Umständen schon einmal den Tod gewünscht haben und wenn es nicht dazu gekommen ist: finden Sie dann, dass Sie sich geirrt haben, d. h. schätzen Sie infolgedessen die Umstände anders ein? 10. Wem gönnen Sie manchmal Ihren eigenen Tod? 11. Wenn Sie gerade keine Angst haben vor dem Sterben: weil Ihnen dieses Leben gerade lästig ist oder weil Sie gerade den Augenblick genießen? 12. Was stört Sie an Begräbnissen? 13. Wenn Sie jemand bemitleidet oder gehasst haben und zur Kenntnis nehmen, dass er verstorben ist: was machen Sie mit Ihrem bisherigen Hass auf seine Person beziehungsweise mit Ihrem Mitleid? 14. Haben Sie Freunde unter den Toten? 15. Wenn Sie einen toten Menschen sehen: haben Sie dann den Eindruck, dass Sie diesen Menschen gekannt haben? 16. Haben Sie schon Tote geküsst? 17. Wenn Sie nicht allgemein an Tod denken, sondern an Ihren persönlichen Tod: sind Sie jeweils erschüttert, d. h. tun Sie sich selbst leid oder denken Sie an Personen, die Ihnen nach Ihrem Hinschied leidtun? 18. Möchten Sie lieber mit Bewusstsein sterben oder überrascht werden von einem fallenden Ziegel, von einem Herzschlag, von einer Explosion usw.? 19. Wissen Sie, wo Sie begraben sein möchten? 20. Wenn der Atem aussetzt und der Arzt es bestätigt: sind Sie sicher, dass man in diesem Augenblick keine Träume mehr hat? 21. Welche Qualen ziehen Sie dem Tod vor? 22. Wenn Sie an ein Reich der Toten (Hades) glauben: beruhigt Sie die Vorstellung, dass wir uns alle wiedersehen auf Ewigkeit, oder haben Sie deshalb Angst vor dem Tod? 23. Können Sie sich ein leichtes Sterben denken? 24. Wenn Sie jemand lieben: warum möchten Sie nicht der überlebende Teil sein, sondern das Leid dem andern überlassen? 25. Wieso weinen die Sterbenden nie?”
_Vögel von Wajdi Mouawad (2019, Schauspiel Köln) [20.02.2020]
Via Schauspiel Köln: “Im Lesesaal einer Universitätsbibliothek an der amerikanischen Ostküste treffen Wahida und Eitan aufeinander. Der junge Biogenetiker mit jüdischen Wurzeln verliebt sich Hals über Kopf in die arabischstämmige Doktorandin aus New York. Für Eitans religiös-fanatischen Vater ist die Beziehung inakzeptabel. Doch Eitan kämpft gegen das schwere Erbe seiner Vorfahr*innen an: »Unseren Genen ist unser Dasein egal. Die Traumata deines Vaters stehen in deinen Chromosomen nicht geschrieben.« Auf einer Forschungsreise wird Eitan bei einem Bombenanschlag an der israelisch-jordanischen Grenzeschwer verletzt.Während er im Krankenhaus liegt, spürt Wahida seine Großmutter auf. So kommen drei Generationen aus drei Kontinenten an Eitans Krankenbett zusammen, dem gut behüteten Geheimnis der Großeltern droht die Entlarvung. Der kanadisch-libanesische Autor Wajdi Mouawad verknüpft die Aufarbeitung komplexer Familienverhältnisse über kulturelle und genetische Abstammung mit dem Nahost-Konflikt. Zwischen Utopie und Verzweiflung zeichnet er die Wünsche und Ängste der in den Westen emigrierten Figuren nach. Eine moderne Version von ROMEO UND JULIA, auf Hebräisch, Arabisch, Englisch und Deutsch erzählt. Nach seiner preisgekrönten Inszenierung VERBRENNUNGEN nimmt sich Stefan Bachmann zum zweiten Mal einem Stoff von Wajdi Mouawad an.“
Foto: Tommy Hetzel _Ästhetik des Performativen (2004) von Erika Fischer-Lichte [16.02.2020]
Via Suhrkamp: “Spätestens seit den 60er Jahren lassen sich zeitgenössische Kunstwerke nicht mehr in den Begriffen herkömmlicher Ästhetiken erfassen. Anstatt “Werke” zu schaffen, bringen die Künstler zunehmend Ereignisse hervor, die in ihrem Vollzug die alten ästhetischen Relationen von Subjekt und Objekt, von Material- und Zeichenstatus außer Kraft setzen. Um diese Entwicklung nachvollziehbar zu machen, entwickelt Erika Fischer-Lichte in ihrer grundlegenden Studie eine Ästhetik des Performativen, die den Begriff der Aufführung in den Mittelpunkt stellt. Dieser umfaßt die Eigenschaften der leiblichen Kopräsenz von Akteuren und Zuschauern, der performativen Hervorbringung von Materialität sowie der Emergenz von Bedeutung und mündet in eine Bestimmung der Aufführung als Ereignis. Die Aufhebung der Trennung von Kunst und Leben, welche die neueren Ausdrucksformen anstreben, wird hier ästhetisch auf den Begriff gebracht.”